Typenschild nicht mehr vorhanden, Hersteller und Alter der Maschine jedoch durch angebrachte Patentnummer rekonstruierbar: DRP (Deutsches Reichspatent) 126321.
Eine Anfrage beim Deutschen Patentamt in München ergab als Hersteller: »Louis Heyligenstaedt & Co., Gießen«.
Die Patentanmeldung der vorhandenen DRP-Nummer erfolgte im Jahre 19o1, was dann auch in etwa der Produktion des Objektes entsprechen dürfte.
Ebenso wie die »Shanks« erzeugte diese Maschine ursprünglich auch ebene, standardmäßig gehobelte Flächen an plattenförmigen Werkstücken. Jedoch wurde diese Maschine derart modifiziert, dass der starre Hobelmeißel-Werkzeughalter durch einen eigenangetriebenen Schleifaufsatz ausgetauscht wurde, mit dem dann hauptsächlich im Rahmen von Automobilinstandsetzungen Zylinderköpfe und Motorblöcke abgeschliffen wurden. Eine abzulehnende Umbaumaßnahme, da Hobeltische auf Gleitbahnen in Öl gleiten und dabei normalerweise nur große, den Ölfilm nicht beeinträchtigende Späne entstehen. Bei der genannten Modifikation entsteht jedoch die Führungen stark belastender Schleifstaub, was langfristig schädlich für die Maschine ist. Der Grund für diese Modifikation ist darin zu sehen, dass die dadurch entstandene »Not-Schleifmaschine« für Werkstücke in der Größe eines Motorblockes bequemere Spannmöglichkeiten bot als die kleinere »Schütte«-Schleifmaschine.
Im Vergleich zur »Shanks« differiert die »Heyligenstaedt« in Größe, Form und Stil. Anstelle der Gotik der »Shanks« weist sie Jugendstilformen an ihrem Portaldurchgang und ihrem Ständer auf. Das Antriebssystem gegenläufiger Flachriemenscheiben ist identisch, jedoch besitzt diese Maschine ein kompakteres Zahnradgetriebe zur Geschwindigkeitsvariation von Vorlauf und Rücklauf des Tisches, welches in einem scheibenförmigen Gehäuse an ihrer Seite befestigt ist. Außerdem besitzt sie eine Einzelmotorisierung, die über ihr angeordnet und vergleichbar mit der »Madert«-Ständerbohrmaschine ist. Auch die »Heyligenstaedt« war also ursprünglich eine Transmissionsmaschine. Als größtes Kuriosum ist zu erwähnen, dass zwischen Motor und Flachriemen, auf dem Motorständer in ca. 2,50 m Höhe ein historisches Kfz-Getriebe der Marke Opel 192oer-Jahre, verbaut ist. So wurde eine notwendige Synchronisation zwischen möglicher Maschinengeschwindigkeit und dem wohl ursprünglich für sie ungeeigneten Motor erreicht, da dieser im direkten Anschluss zu schnell wäre. Die Geschwindigkeit der Maschine konnte durch das noch schaltbare Getriebe erhöht werden. Dies war sinnvoll, wenn abwechselnd Stahl und Aluminium bearbeitet wurden, was unterschiedliche Bearbeitungsgeschwindigkeiten erfordert.